31 März 2022

AddBike+ - Erfahrungsbericht - Aufbau und Ersteindruck


In diesem Artikel ein Erfahrungsbericht zum Lastenradumbausatz AddBike+. Ich habe das AddBike gekauft, weil ich mir einen sicheren Transport meines Hundes auf längeren Radtouren verspreche. Wie meine Eindrücke und Erfahrungen sind erfahrt ihr in diesem Artikel. Speziell der Aufbau und der neue Fahreindruck haben mich interessiert.

AddBike Erfahrungsberich

Ich finde das Konzept so dermaßen sinnvoll und sympathisch, dass ich es mir kaufen musste. Insbesondere, dann wenn man den Bedarf hat mehr Last auf dem Fahrrad transportieren zu müssen.

Aufbau und erste Testfahrt im Video

Was ist das AddBike+?

Beim AddBike+ handelt es sich um einen Umbausatz um aus einem herkömmlichen Fahrrad ein Lastenrad zu bauen. Dabei wird die zweispurige Konstruktion statt eines Vorderrads an der Gabel des Fahrrads montiert. Zwischen den beiden Vorderrädern am Addbike+ ist dann Raum für diverse Lasten. AddBike bietet hierzu diverse Optionen. Es gibt Möglichkeiten für Gepäck/Einkäufe, aber auch für den Kindertransport oder auch die Mitnahme von einem Hund. Das Carry-Dog Modul ist auch das Modell was ich erworben habe.

Da auch die herkömmliche Bremse an der Gabel keine Wirkung mehr zeigt wird nach dem Umbau eine hydraulische Scheiben-Bremse genutzt. Dabei wird jedes der beiden neuen Vorderräder hydraulisch gebremst.

Das besondere ist, dass das AddBike+ einen Neigungsmechanismus hat, der dafür sorgt das die Ladung immer waagerecht ist. Dabei werden die beiden Vorderräder jedoch in Kurven geneigt.

Diese Neigung kann mit einer mechanischen Bremse reguliert werden. Bei Fahrten sollte diese jedoch nie ganz deaktiviert werden.

AddBike+ wirklich mit jedem Fahrrad kompatibel?

Das AddBike ist mir recht vielen Fahrrädern kompatibel, aber nicht mit allen. Eine Einschränkung ist der Rennlenker, d.h. Fahrräder mit Rennlenker sind nicht kompatibel. Vermutlich liegt, dass an dem herkömmlichen Bremsgriff der mit dem AddBike mitkommt. Auch Fahräder mit einer Carbon- oder Einarm-Gabel funktionieren nicht. Vermutlich ist die Belastung an der Gabel zu groß.

Darüber hinaus sind die Möglichkeiten jedoch vielseitig. Es funktionieren Fahrräder mit einer Laufradgröße von 16 bis 29 Zoll, auch Steckachsen sind kein Problem.

Hier findet ihr den offiziellen Hinweis zur Kompatibilität von AddBike.

Auspacken und erster Aufbau

AddBik Verpackung

Das AddBike+ kommt in einem recht wuchtigen und schweren Karton. Kein Wunder, das Teil wiegt in der Basis ca. 13 Kg. Der Aufbau ist im Grunde recht simpel. Allerdings muss man an einigen Stellen schon recht geschickt mit dem Schraubenschlüssel unterwegs sein. Konstruktionsbedingt kommt man nicht immer so einfach an alle Schrauben. Die Anleitung könnte auch etwas besser lesbar sein. Der schwarz/weiß Ausdruck ist leider bei den Zeichnungen nicht scharf (oder auch detailliert) genug. Hier gibt es definitiv Verbesserungspotential. Zumal oft nicht klar ist, welcher Abstandshalter nun richtig ist, oder auch welche Öffnung.

Tückisch ist die Montage der Bremsen und der Räder. Hier muss man aufpassen und die Distanzringe korrekt und in der richtigen Reihenfolge auf die Achsen der Vorderräder stecken. Der Breite muss direkt auf die Achse auf der Innenseite des Rads, dann muss die Achse durch die Bohrung im Rahmen geführt werden. Am Ende kommt der dünnere Distanzring direkt unter die Mutter. Beide Seiten müssen mit einem 19er Schlüssel angezogen werden. Eine Ratsche/Knarre oder ein Drehmomentschlüssel mit einer 19er Nuss sind hier für die Außenseite absolut von Vorteil. Auf der Innenseite muss ein 19er Maulschlüssel oder ein Rollgabelschlüssel gekontert werden. Achtung an dieser Stelle wird es etwas fummelig.

Die hydraulischen Bremsen werden wir gewohnt mit einem 5er Innensechkantschlüssel fixiert (Allen Key). Auch der Punkt ist mit montierten Schutzblechen fummelig. Leider ist eine nachträgliche Schutzblechmontage nicht ohne weiteres möglich, weil der Bremszug durch die Schutzblechstreben geführt werden muss.

AddBike Aufbau

Am Ende ist der Aufbau jedoch durchaus machbar. Eine zweite Person ist hilfreich, aber nicht notwendig. Auf den Laufrädern sind unbekannte Reifen in der Größe 47-406 (20 Zoll) montiert. Möglicherweise könnte man diese bei Bedarf gegen einen Schwalbe Big Apple oder ähnliches tauschen. Ich teste dennoch zuerst die vormontierten Reifen.

Da das AddBike eigentlich ein mehr oder weniger spontaner Kauf war wusste ich zu Beginn noch nicht welches meiner / unserer Fahrräder wir nutzen wollen. Daher wurde der erste Aufbau am Bahnhofsrad meiner Frau durchgeführt. Das Fahrrad ist ein betagtes Cube Cross-Bike mit billiger Federgabel. Schutzbleche und Licht hatte ich vor Jahren nachgerüstet.

Kleiner Einwurf: Ich hatte mich immer gefragt, warum die Fahrräder in den AddBike-Werbevideos nie montierte Schutzbleche haben. Ganz einfach: Das Schutzblech muss ab, sonst funktioniert es nicht. Das Schutzblech schleift sonst am AddBike und verhindert sogar die Montage eines Moduls. Leider wird dies an keiner Stelle erwähnt.

Wenn alles soweit zusammen montiert ist, dann sollten die Bremsen schleiffrei eingestellt werden. Dazu müssen die schwarzen Schrauben am Bremssattel etwas gelockert werden. Die Räder müssen eingesetzt und fest geschraubt sein. Dann muss die Bremse gezogen werden, anschließend werden die schwarzen Schrauben wieder ordentlich angezogen. Erst dann wird die Bremse gelöst. Jetzt sollten die Bremsen schleiffrei laufen. Wenn nicht, dann kann der Vorgang wiedeholt werden, ggf. nur für die schleifende Seite.
Ich muss gestehen, ich hatte noch nie soviel Stress mit einer Bremse wie am AddBike+. Das ist teilweise frustrierend.

Erste Testfahrten mit dem AddBike+

Direkt nach dem Aufbau habe ich mich mal an die erste Testfahrt gemacht. Das geänderte Fahrverhalten wird im Werbematerial und auf der Website mehrfach erwähnt, daher war ich gespannt. Dazu muss ich sagen, dass ich durchaus ein erfahrener Radfahrer bin, denn ich fahre jährlich mindestens 4.000 Kilometer.
Ich war dennoch überrascht vom Fahrverhalten. Das Fahrrad wirkt tatsächlich anders, ein bisschen wackeliger. Nach der ersten Runde durch den Garten war ich sogar etwas ernüchtert vom AddBike+.

AddBike Testfahrt

Ein weiteres Problem, neben dem kippeligen Fahrverhalten, war aber etwas schlimmer. Bei mir war es so, dass ich in Kurven mit meinen Füßen die Schutzbleche des AddBike beim pedalieren berühren konnte. Das kann am kurzen Radstand des Crossbikes liegen oder allgemein daran, dass dieses Fahrrad für mich zu klein ist.
Zum Glück kann man die Position der Vorderräder nach vorne stellen, so dass dieses Problem behoben werden konnte.

Am folgenden Tag habe ich das ganze wiederholt. Das Fahrgefühl war noch nicht wirklich besser. Vermutlich ist mein Garten für solche Experimente einfach zu klein. 

Ab dem dritten Tag habe ich mich nicht mehr so unwohl gefühlt. Aber dennoch ist es immer notwendig, dass ich beide Hände am Lenker habe. Die Anzeige von Richtungswechseln mit ausgestrecktem Arm bekomme ich aktuell noch nicht hin. Ich fühle mich ein bisschen so als würde ich das Fahrradfahren komplett neu lernen. 

Einen Seitenständer benötigt man übrigens nicht mehr am Fahrrad. Wenn man die Neigung deaktiviert mit dem seperaten Hebel und die Feststellbremse anzieht, dann steht das Fahrrad sehr stabil. Das ist eine gute Lösung.

Bauart Bedingte Probleme

Das AddBike+ ist von der Sache - von der Idee her genial. Das exotische Konzept hat jedoch auch einige Probleme.

- Schutzbleche können praktisch nicht (de)montiert werden, wenn die Hydraulischen Bremsen montiert sind. Hier habe ich keine Möglichkeit gefunden den Bremszug anders zu verlegen.

- Ein nachträgliches justieren der Bremse ist schwierig, da sehr fummelig. Es ist einfach wenig Platz für Hände und Werkzeug.

- Um eines der Vorderräder zu entfernen ist ein 19er Maulschlüssel (oder Rollgabelschlüssel) und eine 19er Nuss inkl. entsprechendem Schlüssel notwendig. Außerdem muss das AddBike+ auf die Seite gedreht oder auf den Kopf gestellt werden, damit man an alle Schrauben ran kommt. Im Falle einer Reifenpanne ist das keine gute Aussicht. Auch wenn ein Reifenwechsel mit viel Geschick ohne Radausbau funktionieren sollte. Daher würde ich beim AddBike+ schnellstmöglich unplattbare Reifen besorgen.

Bremse AddBike

- Der Bremsgriff lässt sich sehr weit durchdrücken. Ich denke, dass ist Konstruktionsbedingt, weil es eine Feststellbremse gibt für die man den Bremshebel sehr weit an den Lenker ziehen muss. Dennoch bremst die Bremse sehr gut.

Weitere Probleme

Zusätzlich zum AddBike habe ich das gesondert angebotene Beleuchtungsset von AddBike erworben. Dabei handelt es sich um zwei Leuchten die am Schutzblech montiert werden. Die Lichter werden jeweils durch zwei Knopfzellen mit Energie versorgt. Die Ausleuchtung ist nicht sehr gut. Die Leuchten sind jedoch nicht STVO Konform und daher nicht für den Einsatz im deutschen Straßenverkehr zugelassen. 
Alles in Allem rate ich von diesem Zusatzset ab.

Erstes Fazit

Abschließend zu diesem Artikel nun mein erstes Fazit. Ich sage bewusst erstes Fazit, denn ich habe in der Zwischenzeit das AddBike an einem anderen Fahrrad montiert. Dazu jedoch in einem anderen Artikel mehr in naher Zukunft.

Die Montage vom AddBike+ ist für einen erfahrenen Schrauber in 1 bis 2 Stunden machbar. Die Montage ist jedoch nicht ganz unkompliziert. Insbesondere die engen Winkel erfordern geschickte Finger. Die Videoanleitungen von AddBike sind jedoch sehr hilfreich.

Der Anbau ans Fahrrad ist mir beim ersten Mal nicht so elegant gelungen wie in den Werbevideos. :-)
Dennoch ist der Anbau machbar. Ich habe beim ersten Versuch vielleicht 20 Minuten gebraucht.

Die erste Probefahrt ist spannend. Das Fahrgefühl ist anders als bei klassischen Fahrrädern. Ab der dritten Fahrt (auf dem eigenen Grundstück) habe ich mich wohler gefühlt. Ich verstehe nun die Warnhinweise von AddBike. 
Der nächste Schritt wäre aus meiner Sicht ein Parkplatz an einem Sonn- oder Feiertag um etwas mehr Fläche zur Verfügung zu haben.
Für den öffentlichen Straßenverkehr fühle ich mich aktuell auf dem AddBike+ nicht bereit.

Für ein abschließendes Fazit ist es zu früh. Es wird ein weiterer Artikel zum Thema AddBike+ Folgen.
Ich möchte dennoch nicht falsch verstanden werden. Das AddBike ist eine solide und stabile Lösung. Das Fahrgefühl ist anders, ich bin dennoch gewillt mich weiter mit dem Thema zu beschäftigen und mich daran zu gewöhnen.

https://add-bike.com/de/ AddBike Website

08 Oktober 2021

Fairphone 4 - Enttäuschung wegen einiger Entscheidungen


In der letzten Woche wurde das Fairphone 4 vorgestellt. Im folgenden Artikel möchte ich meine Meinung zur vierten Generation des "fairen" Smartphones teilen. Ich finde die Geschichte und das Konzept rund um Fairphone interessant und habe die Smartphones im Blick. Vom neuen bin ich jedoch aufgrund einiger Entscheidungen enttäuscht.

In diesem Artikel geht es ausnahmsweise nicht um Fahrräder, aber ich möchte mich insbesondere auch in anderen Bereichen des Lebens mit Nachhaltigkeit beschäftigen. Daher dieser kurze Artikel.

Was ist Fairphone?

Fairphone_4_foto https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/

Ich versuche dies mal aus meiner Sicht zu erklären. Das Fairphone soll ein möglichst modulares und reparierbares Smartphone sein. Es ist bewusst gegen den Konsumwahn positioniert mit dem Trend nach immer neuer, schneller, besser. Es wird, laut Hersteller, nachhaltig produziert. Es wird bewusst kein Netzteil, Headset oder USB-Kabel ausgeliefert. Im Gegensatz zum Shiftphone, was ein ähnliches Konzept verfolgt, gibt es auch ein aktuelles Android. Alle diese Dinge finde ich gut und richtig. Aufgehen wird das Konzept aber nur, wenn die einzelnen Module auch abwärtskompatibel sind und wenn eine möglichst lange Ersatzteilversorgung gewährleistet wird.

Das Fairphone 4


Die technischen Spezifikationen des Fairphones lesen sich wirklich gut. Es gibt zwei Varianten, eine mit 6 Gbyte RAM und 128 Gbyte Speicher und eine etwas größere mit 8 Gbyte RAM mit 256 Gbyte Speicher.

Größe

162mm * 75,5 mm * 10,5 mm

Display

6,3 Zoll (IPS, 1080 * 2340 pixel)

RAM

6 Gbyte RAM / 8 Gbyte RAM

Interner Speicher

128 Gbyte / 256 Gbyte

CPU

Qualcomm Snapdragon 750G

Akku

3905 mAh

Kamera

48 MP Hauptkamera mit optischen Bildstabilisator (bis zu 4K/30fps Videoauflösung)
48 MP Ultra Weitwinkelkamera

25 MP Selfie-Cam

Konnektivität

WLAN (WiFi 802.11 a/b/g/n/ac), Bluetooth 5.1, NFC

Netzwerk

1 SIM-Steckplatz und 1 eSIM (beide 5G-fähig, jedoch nicht gleichzeitig)

Sonstiges

USB-C (USB 3.0 OTG inkl. Display Port support)

Seitlicher Fingerabdrucksensor

Preis

579 Euro / 649 Euro


Leider ist der Preis aus meiner Sicht für die Daten zu hoch. Ja, zugegeben, ein Fairphone kauft man aus Überzeugung und aufgrund der nachhaltigen Produktion darf es auch etwas teurer sein. Allerdings gibt es beispielsweise mit dem OnePlus Nord ein Smartphone mit ähnliches Eckdaten welches deutlich günstiger ist. Ich möchte das OnePlus Nord hier nicht bewusst empfehlen, sondern nur aufzeigen, dass es durchaus Alternativen gibt.

Kein "echtes" DUAL-SIM

Bis zum Fairphone 3 (bzw. 3+) hatten die Smartphones vom Fairphone immer zwei Steckplätze für SIM-Karten. Also echtes Dual-Sim. Zusätzlich gab es einen Steckplatz für MicroSD Speicherkarten. Mit dem Fairphone 4 gibt es nur noch einen Platz für eine SIM. Man erhält außerdem einen eSIM Platz. Das ist gewissermaßen natürlich auch DualSIM. Für viele ist dies jedoch keine Alternative. Es gibt immer noch viele Anbieter die kein eSIM unterstützen (Wie zum Beispiel Prepaid-Anbieter). In so einem Fall wäre man auf eine SIM-Karte beschränkt. Schade Fairphone.

Kein 3,5mm Klinke Anschluss

Schwerer wiegt für mich der Verzicht auf den 3,5mm Klinke-Anschluss. Apple, Samsung und andere Hersteller haben es vorgemacht und den Anschluss weggespart. Sicher sind mittlerweile Bluetooth-Kopfhörer state-of-the-art, aber bei einem nachhaltigen Smartphone hätte ich einfach erwartet, dass man diesen Port beibehält. Es gibt noch immer Fans und Liebhaber von kabelgebundenen Headsets und Kopfhörern. Diese müssen nun ebenfalls mit Adaptern arbeiten oder auf Kabellose Headsets umsteigen.

Neues Gehäuse - neue Module

Warum muss bei einem modularen Smartphone zwingend ein neues Gehäuse eingeführt werden? Wäre es nicht viel besser das alte Konzept fortzusetzen, so dass man direkt die neuen, verbesserten Teile, direkt als Ersatzteil verkaufen kann? Warum müssen sämtliche Module neue designed werden? Warum wird kein kompatibles Kameramodul veröffentlicht, also ein Modul was gleichzeitig für Fairphone 3 und Fairphone 4 verwendet werden könnte? Das wäre aus meiner Sicht nachhaltig und Fairphone hatte dies in der Vergangenheit bereits vorgemacht.

Ich persönlich, aber das ist wirklich rein subjektiv, bin eher Fan von kompakten Smartphones. Daher sehe ich es kritisch, wenn nun auch das Fairphone 4 immer größer wird.

Das Fairphone 4 ist für sich selbst stehend ein interessantes Smartphone, aber es ist zu teuer für das gebotene. Mich würde es nicht überraschen, wenn das neueste faire Smartphone scheitern würde.

Wer wirklich an Nachhaltigkeit interessiert ist, dem würde ich ein gebrauchtes Smartphone empfehlen. Dieses sollte man dann wirklich so lange wie möglich nutzen. Wer bereits ein gut funktionierendes Smartphone besitzt der sollte ohnehin nicht über das Fairphone 4 nachdenken.

Alternative: Fairphone 3 (Plus)

Fairphone 3 (Plus)

Für Anwender die ein neues Smartphone benötigen und sich mit diesem nachhaltigen Konzept arrangieren können, aber die nicht immer nur das neueste und beste brauchen denen würde ich das Fairphone 3 bzw. das Upgrade, also das Fairphone 3 Plus empfehlen. Die Unterschiede zwischen dem 3er und der 3er Plus ist das verbesserte Kameramodul. Es ist nun auch möglich Bilder mit bis zu 48 Megapixeln oder Videos in 4K aufzunehmen.
Allerdings unterstützt das Fairphone 3 (Plus) kein 5G. Dies kann natürlich bei langfristigen Planungen durchaus eine Rolle spielen.

Alternative: Shiftphone

SHIFT6mq

Eine weitere Alternative möchte ich hier nicht unerwähnt lassen: Das in Deutschland entwickelte Shiftphone ist ebenfalls ein modulares Smartphone welches sehr auf dem Grunprinzip der Nachhaltigkeit entworfen wurde. Shift hat mehrere Smartphones im Angebot. Darunter mit dem SHIFT5me auch ein sehr kompaktes Gerät. Leider ist das Android mit Android 8 ein kleines Problem. Das persönlich sehe ich bei Shift als das größte Problem. Die Pflege der aktuellsten Android-Version scheint nicht die höchste Priorität zu haben. 

Beim Topmodell dem SHIFT6mq bekommt man jedoch auch Android 10. Es ist jedoch gegenüber dem Fairphone 4 nochmal ein gutes Stück teurer. Allerdings bekommt man hier aus meiner Sicht attraktives Gesamtpaket, zumindest wenn man auf 5G verzichten kann.

Alle Shiftphones bieten zwei SIM-Slots. Die großen auch 2 echte und zusützlich einen MicroSD, beim kleinen ist der zweite SIM-Slot shared, ihr müsst euch also entscheiden ob ihr lieber eine zweite SIM oder eine MicroSD.
Auch ein Klinkenanschluss für Kopfhörer sind bei allen aktuelle verfügbaren Shiftphones selbstverständlich.

Als Nachteile würde ich den exotischen Mediatek Prozessor MT6797X Helio X27 beim 5me und 6m. Das könnte im übrigen einer der Gründe sein warum diese beiden Shiftphones noch bei Android 8 festhängen.

Fazit

Fairphone 4

Ich denke beim Fairphone 4 wurden einige falsche Entscheidungen getroffen. Das Smartphone verzichtet auf einige solide Features um mehr "Mainstream" zu werden. Es wird größer und spart wichtige Funktionen weg, wie den Klinkeanschluss, den zweiten echten SIM-Slot und führt aus meiner Sicht unnötiger Weise komplett neue Module ein die nicht kompatibel zu dem Vorgänger sind. Ich schreibe dies natürlich als Laie, aber mit dem verbesserten Kameramodul aus dem Fairphone 3+ hatte man bereits bewiesen, dass man auch einzelne Module upgraden kann.

Als Alternative würde ich übrigens nach wie vor das Fairphone 3 bzw. das Fairphone 3 Plus betrachten. Dieses ist deutlich günstiger und für Anwender die nicht immer nur das neueste und beste brauchen definitiv ausreichend.

Ab dem 26. Oktober 2021 ist das Fairphone 4 erhältlich. Wie ist eure Meinung? Ist das Fairphone 4 aus eurer Sicht ein Lohnenswertes Smartphone?

Alle Bilder des Fairphone 3 und 4 aus diesem Artikel sind nach Creative Commons CC BY-SA 2.0
Die Bilder des Shiftphone sind aus dem offiziellen Shiftphone Presseverzeichnis.

29 September 2021

Wahoo Elemnt Bolt v2 vs Garmin Edge 530 - Welcher ist besser?


Ich habe seit August das Vergnügen den neuen Wahoo Elemnt Bolt zu testen und direkt mit meinem Garmin Edge 530 vergleichen zu können. Welcher GPS-Fahrradcomputer ist besser? Insbesondere aus Sicht eines Alltagsradlers? Das ist meine erste Berührung mit Wahoo, bisher war ich zufriedener Garmin User. Kann der Wahoo mich überzeugen zu wechseln?

Wahoo Elemnt Bolt v2 vs Garmin Edge 530

Im folgenden Artikel vergleiche ich beide Geräte aus meiner Sicht. Dazu habe ich beide Fahrradcomputer ausführlich für meinen Einsatzzweck getestet. Ich habe jedoch nicht jede Einzelheit bis ins kleinste Detail der beiden Fahrradnavis verglichen. Wer so etwas sucht dem würde ich den ausführlichen Test bei DC Rainmaker und Konsorten empfehlen.

Transparenz: Beide Fahrradcomputer wurden von mir gekauft. Der Wahoo Elemnt Bolt v2 wird primär von meiner Frau genutzt. Der Garmin Edge 530 ist bei mir seit fast 2 Jahren beinahe täglich im Einsatz.

Wenn ihr euch für den Garmin interessiert, dann schaut auch mal bei meinem Langzeit-Erfahrungsbericht zum Edge 530 vorbei.

Konzept Garmin vs. Wahoo

Bei beiden Geräten handeltes sich um GPS Fahrradcomputer mit Navigationsfunktion. Das Konzept Wahoo unterscheidet sich jedoch von Garmin. Beim Elemnt Bolt, oder auch beim Roam, ist das Smartphone für den Betrieb essentiell notwendig. Der Fahrradcomputer wird via iPhone oder Android mit Hilfe der eigenen App eingestellt und gesteuert. Demnach würde ich auf einer Tour auch nicht auf ein Smartphone verzichten.

Auf der anderen Seite ist die Usability und die Integration von Smartphone und Fahrradcomputer wirklich hervorragend gelöst. Auch Dienste wie Komoot und Strava funktionieren erstklassig mit dem Wahoo.

Die Geräte von Garmin funktionieren standalone, ein Smartphone ist nicht so wichtig, für einige Funktionen jedoch sinnvoll. Komoot funktioniert auch auf dem Garmin, aber nicht ganz so intuitiv. Auch die Synchronisierung mit Strava funktioniert auf beiden Geräten. Beim Wahoo ist dies aber ebenfalls (gefühlt) etwas zackiger.

Wahoo Elemnt Bolt v2

Im Vergleich zum ersten Elemnt Bolt bietet der neue - die 2021er Version - nun ein Farbdisplay und mehr Speicher. Der erste Bolt wurde von vielen sehr gelobt und war, wenn ich mich recht erinnere, eine wirkliche Konkurrenz zu den Geräten von Garmin. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Garmin eine ziemliche Vormachtstellung auf dem Markt der "sportiven" Radnavis.

Wahoo hat ein Intuitives Bedienkonzept, was aber wie gesagt, sehr mit dem Smartphone integriert ist. Dafür ist die Bedienung auch ohne Touchscreen sehr einfach und übersichtlich. Das Routing bei der Navigation ist klasse, auch wenn man mal die geplante Tour verlässt. Das Display vom Wahoo Elemnt Bolt v2 ist sehr gut ablesbar, ich hatte zu keiner Zeit irgendwelche Probleme.

Die Akkulaufzeit ist auch für lange Tagestouren mehr als ausreichend. mit ANT+ Sensoren hatte ich keine Probleme und diese wurden ohne Probleme gefunden und verbunden. Ich konnte im Betrieb auch keine Abbrüche feststellen.

Garmin Edge 530 vs. Wahoo Elemnt Bolt v2

Welcher Fahrradcomputer ist besser? Ich habe beide Geräte insbesondere bei meiner typischen Nutzung verglichen, das heißt geplante (navigierte) Tagestouren und auch das Alltagsradeln, wie Pendeln, meist ohne Navigation. Dabei spielen für mich folgende Funktionen eine wichtige Rolle: 

  • Verarbeitung und Anschlüsse
  • Display
  • Navigation
  • Akkulaufzeit
  • Konnektivität
  • Bedienbarkeit
  • Effizienz und Power-Management
  • Integration des Smartphones

Übersicht der beiden Fahrradcomputer


Garmin Edge 530

Wahoo Elemnt Bolt v2

Größe

50 x 82 x 20 mm

47 x 77 x 21 mm

Gewicht

75,8 g

68,4 g

Display

2,6 Zoll Farbdisplay (246 x 322 Pixel)

2,2 Zoll Farbdisplay (240 x 320 Pixel)

Akkulaufzeit

20 Stunden

15 Stunden

IP-Standard

IPX7

IPX7

Unterstützte Satelliten

GPS, GLONASS, Galileo

GPS, GLONASS, BEIDOU, Galileo, QZSS

Barometrischer Höhenmesser

Ja

Ja

Speicher

16 Gbyte

16 Gbyte

Beiliegende Halter

1 Lenker/Vorbauhalter, 1 Aerohalter

1 Lenker/Vorbauhalter, 1 Aerohalter

Live Tracking

Ja

Ja

Alternatives Kartenmaterial

Ist möglich

Nicht möglich

Verarbeitung und Anschlüsse

Beide Fahrradcomputer sind exzellent verarbeitet. Hier gibt es überhaupt nichts zu meckern. Der Druckpunkt der Tasten ist bei beiden Geräten sehr gut. Auch mit Handschuhen lassen sich beide Radcomputer sehr gut bedienen. 

USB-C beim Wahoo Elemnt Bolt v2

Der USB-Port zum Laden ist bei beiden Geräten von einer Lasche gegen Feuchtigkeit und Dreck geschützt. Der neue Wahoo Elemnt Bolt v2 kommt mit einer USB-C Schnittstelle. Der Garmin nur mit MicroUSB.

Garmin oder Wahoo

Die Halterung von Garmin und Wahoo funktioniert ähnlich. Genau genommen ist die Halterung sogar identisch, aber um 90 Grad verdreht.

Display

Beide Radcomputer verfügen über ein Transflektives Display. Diese Displays müssen bei Sonnenlicht nicht hintergrundbeleuchtet werden und sind sehr stromsparend. Sowohl der Wahoo, als auch der Garmin sind exzellent ablesbar. Jedoch ist das Wahoo Display gefühlt etwas farbärmer und durch die matte Beschichtung minimal besser ablesbar. 

Der Bildschirm des Wahoo ist mir 2,2 Zoll etwas kleiner als beim Garmin (2,6 Zoll). Das hat jedoch keinen Einfluss auf die Lesbarkeit des Displays.

Navigation

Die Navigation gefällt mir beim Wahoo ebenfalls minimal besser. Sowohl die Abbiegehinweise, die gefühlt besser vom Timing sind, als auch die Darstellung der Karten. Vorteil beim Garmin ist natürlich, dass sich die Kartendarstellung mit alternativem Kartenmaterial anpassen lässt. Dadurch ist man flexibler.

Weicht man von der voreingestellten Route ab, dann können beide Radcomputer eine neue Route berechnen bzw. führen zurück zur geladenen Tour. Das funktioniert zuverlässig. Der Garmin (manchmal etwas verwirrt von der neuen Situation) braucht dann etwas länger um den richtigen Weg zu finden.

Ein deutlicher Nachteil bei Garmin ist die Tatsache, dass ich meine gefahrene Tour speichern und neu starten muss, falls sich mein Ziel während der Tour ändert und ich beispielsweise eine andere Route laden muss bzw. ein anderes Ziel einstellen will. Bei Wahoo war dies einfacher möglich.

Cool finde ich auch, die Möglichkeit per Tastendruck die Karte zu zoomen. Bei Garmin muss ich dazu erst ins Menü wechseln und kann von dort den Zoom-Level einstellen.

Akkulaufzeit

Die Akkulaufzeit ist bei beiden Geräten gut genug für eine lange Tagestour oder sogar eine 2-Tagestour. Der Garmin war im direkten Vergleich - obwohl deutlich älter - dennoch besser. Das heißt der Akku hielt länger durch, bei gleichzeitig mehr verbundenen ANT+ Sensoren. Ich konnte dieses Ergebnis bei mehreren Fahrten wiederholen. Das deckt sich meiner Meinung auch mit den Angaben der Hersteller. Wahoo gibt für den Elemnt Bolt v2 eine Akkulaufzeit von 15 Stunden an. Der Garmin Edge 530 hält laut Hersteller 20 Stunden durch. Das bestätigt meine Erfahrungen.

Konnektivität

Bei beiden Fahrradcomputern hatte ich keinerlei Probleme mit ANT+ Sensoren. Sowohl bei der initialen Verbindung, als auch im Betrieb gab es keinerlei Probleme.

LiveTracking ist bei beiden Fahrradcomputern zuverlässig möglich. Dazu können in beiden Diensten der Hersteller einige Kontakte für das LiveTracking berechtigt werden. Für das aktive LiveTracking muss natürlich das Smartphone dabei sein und auch permanent mit dem Radcomputer verbunden sein.

Die Satellitennavigation kommt mir auf dem Wahoo etwas zuverlässiger vor. Das heißt, es kommt weniger zu Problemen bei der Geschwindigkeitsermittlung via GPS und Co. Man merkt dies beim Garmin häufig bei längeren Waldpassagen in denen die ermittelte Geschwindigkeit regelrecht springt obwohl man ein konstantes Tempo fährt. Bei der Nutzung eines Geschwindigkeitssensors fällt dies jedoch nicht mehr auf. Auch bei der Navigation fällt dies nicht negativ auf.

Beide Geräte können selbstverständlich mit Diensten wie Strava und Komoot arbeiten und Daten austauschen. Wahoo arbeitet hier gefühlt ein bisschen besser und schneller. Bei Garmin dauert es manchmal einige Minuten bis beispielsweise eine Fahrt in Strava auftaucht.

Bedienbarkeit

Hier scheiden sich die Konzepte. Obwohl beide Geräte vollständig auf Touchscreen verzichten und auf eine reine Tastenbedienung setzen sind sie völlig unterschiedlich. Bei Garmin wird weiterhin eigentlich alles direkt am Gerät bedient. Das Gerät wird also konfiguriert und gesteuert über die wenigen Tasten am Gerät. Das kann verwirrend sein und erfordert einiges an Einarbeitung. 

Wahoos Konzept ist hier Einsteigerfreundlicher und intuitiver. Man nutzt das Smartphone, erledigt die Einstellungen via App und diese werden in Echtzeit auf dem Gerät umgesetzt. Bei vielen Aufgaben ist dies perfekt umgesetzt. Möchte ich beispielsweise mein Ziel in meiner gerade stattfindenden Tour ändern, dann setze ich via App ein neues Ziel und ab dafür.

Der Nachteil ist nun aber, dass man ohne Smartphone nahezu aufgeschmissen ist. Ich brauche zu 90% ein Smartphone wenn ich mit Wahoo unterwegs bin.
Garmin ist selbstständiger, jedoch komplexer in der Bedienung. Ich persönlich bin seit Jahren bei Garmin, selbst meine Garmin Fenix 5 Uhr wird ähnlich bedient. Daher ist das Konzept nahezu in Fleisch und Blut übergegangen und ich könnte den Edge 530 blind bedienen. 

Die Datenfelder lassen sich übrigens bei beiden Geräten individuell anpassen. Das Konzept von Wahoo ist hier einfacher, da es von der App aus gemacht werden kann. 

Effizienz und Power Management

Ich wusste nicht wie ich dieses Testkriterium wirklich nennen soll. Es geht um eine für mich extrem wichtige Funktion. Der Standby-Modus bzw. Stromsparmodus. Bei Wahoo gibt es nur An oder Aus, es gibt keinen Standby-Modus in dem das Gerät in einem Ruhemodus ist (aus diesem der Wahoo aber auch schnell wieder geweckt werden kann). 

Bei Garmin ist es so, dass wenn ich in einer Aktivität pausiert bin oder noch keine Aktivität gestartet habe und dann den Button links-oben am Edge 530 drücke, dann fährt das Gerät in eine Art Ruhemodus. Der Radcomputer ist dann ziemlich aus, aber nicht wirklich runtergefahren, ich kann den Button jederzeit erneut drücken und das Gerät ist wieder voll da. 

In meinen Augen ist dies für mich als Freizeit- oder Allltagsfahrer ein wichtiges Feature. Beispielsweise wenn ich mal einkaufen muss, dann wechsel ich in den StandbyModus, stecke den Garmin in die Tasche und kann mich beruhigt vom Fahrrad entfernen. Wenn ich wieder zurück bin, dann stecke ich den Garmin wieder ans Gerät und fahre weiter. Das Handling ist vergleichbar zum Smartphone.

Beim Wahoo Elemnt Bolt v2 gibt es nichts derartiges! Zumindest konnte ich diese Funktion nicht finden. Ich habe die Option den Wahoo auszuschalten, dann dauert der Vorgang zum runterfahren mehrere Sekunden und nach der Pause kann ich den Wahoo wieder hochfahren. Erst dann kann ich die Tour fortsetzen. Falls die Pause jedoch länger dauert, dann muss eine neue Tour begonnen werden. 

In meinen Augen ist das einfach nicht durchdacht. Der Zeitliche Aufwand ist größer und allgemein muss man sich wundern, warum der Wahoo beim normalen hochfahren deutlich mehr Zeit braucht als der Garmin, der mir deutlich komplexer erscheint. Bei Garmin kann die Pause auch mal 3 Tage dauern zwischen verschiedenen Touren. Außerdem wird im Standby Modus der Akku-Verbrauch auf ein Minimum reduziert.

Integration des Smartphones

Das Smartphone mit der App-basierten Steuerung vom Radcomputer ist Wahoos Konzept. Für viele geht dieses Konzept auf. Es ist simpel und gut umgesetzt. Allerdings stört mich persönlich die Abhängigkeit sehr. Bei Garmin kann ich im Zweifel am PC mehrere Routen planen und diese alle mit dem Garmin synchronisieren und nacheinander abfahren. Beispielsweise eine Mehrtages-Tour mit mehreren Abschnitten die alle vorab geplant sind. Hier brauche ich im Zweifel kein Smartphone. Bei Wahoo benötige ich das Smartphone in solchen Fällen jedoch immer

Vergleich Wahoo Elemnt Bolt v2 vs. Wahoo Elemnt Roam

Wenn man sich für Wahoo interessiert, dann kommt man auch unweigerlich am Roam vorbei. Dieser ist nur etwas älter (aber noch nicht alt), dafür aber größer und etwas teurer. Im direkten Vergleich würde ich persönlich jedoch den Bolt vorziehen, wenn ich die Größe nicht brauche. Der neue Bolt hat doppelt so viel Speicher und ist daher deutlich mehr zeitgemäß.

Vergleich Wahoo Elemnt Bolt v2 vs. Wahoo Elemnt Bolt

Der neue Bolt ist quasi ein Facelift des Original Bolt. Was ist der Unterschied und warum sollte man sich keinen Bolt v1 mehr kaufen? Aus meiner Sicht ist der original Bolt ebenfalls ein sehr guter Fahrradcomputer, dennoch bietet er deutlich weniger Features. Die wichtigsten sind: 
  • Kein Farbdisplay, 
  • keine Neuberechnung der Route, wenn man von der Route abweicht
  • deutlich weniger Speicher

Fazit

Auch wenn der Wahoo Elemnt Bolt v2 mir sehr gut gefällt werde ich dennoch beim Garmin bleiben. Warum? In Summe überwiegen für mich einige Pros beim Edge 530. Dabei hat mir sogar das farblosere, aber besser lesbare, Display gefallen. Auch die Navigation in Kombination aus Kartendarstellung und gut gesetzten Abbiegehinweisen hat mir mehr zugesagt.

Wahoo Elemnt Bolt v2 oder Garmin Edge 530

Dennoch ist das Bedienkonzept bei Garmin, was sicher nicht bei allen beliebt ist, bei mir mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen. Daher habe ich hier keine Probleme und fühle mich sogar wohl. Mich persönlich stört sogar die Abhängigkeit vom Smartphone. Das und die Tatsache das es keinen Standby-Modus gibt und der Wahoo eine schlechtere Akku-Laufzeit hat macht den Wahoo leider für mich zum Verlierer in diesem Vergleich.

Ich bleibe bei meinem Garmin Edge 530 - allerdings erkenne ich an, dass der Wahoo ebenfalls ein Top-Gerät ist und ich verstehe warum viele Wahoo gegenüber Garmin vorziehen.

Letztlich möchte ich nicht verschweigen, dass ein weiterer Punkt den ich im Artikel nicht erwähnt habe, der mich dennoch beeinflusst, ebenfalls insgeheim zum Sieg des Garmins beigetragen hat. Garmin Connect halte ich mittlerweile sowohl als App, als auch als Web-Portal zur Auswertung und zum Training für eine Top-Lösung. Wenn man die sozialen Aspekte ignoriert ist Garmin Connect auch deutlich besser als Strava. Das ist zumindest meine Meinung. 
Darüber hinaus sind alle meine Fahrten seit Jahren in Garmin Connect hinterlegt.

Welchen GPS Fahrradcomputer findet ihr besser? Den Garmin, den Wahoo oder ein ganz anderes Modell von Karoo oder Sigma? 

Hier könnt ihr den Garmin Ede 530 bei Amazon kaufen.

Hier könnt ihr den Wahoo Elemnt Bolt v2 bei Amazon kaufen.

17 September 2021

GoPro Hero 9 als Dashcam auf dem Fahrrad


Wenn man die eigenen Fahrten auf dem Fahrrad aufzeichnen möchte, wie kann man dies am besten machen? Ich habe mir dazu Gedanken gemacht und begonnen mit der GoPro Hero 9 als Dashcam auf dem Fahrrad zu filmen. Im folgenden Artikel geht es primär um zwei Dinge. 

  • Wie kann die ActionCam optimal am Fahrrad oder am Fahrer befestigt werden und außerdem:
  • Wie wird die GoPro optimal eingestellt?
Action Cam als Dashcam

Es geht ausschließlich um die Lösung selbst, nicht jedoch um rechtliche Fragen. Die sicher auch interessant sind. 

Hier mein Video zu dem Thema.

Warum die Fahrten filmen?

Es passiert mir so oft, dass ich lustige, kuriose oder gefährliche Erlebnisse beim Radfahren habe. Ich habe dabei schon so oft gedacht, dass es schade ist, dass ich ausgerechnet in diesem Moment keine Kamera dabei habe. Das wollte ich ändern. 
Eine Action Cam eignet sich grundsätzlich erstmal sehr gut für diesen Zweck. Meist bieten diese ein weitwinkliges Objektiv und eine gute Bildstabilisierung. Da ich bereits die GoPro Hero 9 Black besitze habe ich diese genutzt.

Einstellungen der GoPro

Ich beginne mit den Einstellungen. Beim Austüfteln dieser Idee hatte ich insbesondere bei beim Punkt Akkulaufzeit ein bisschen Bauchschmerzen. Die GoPro ist ursprünglich nicht als Dashcam entwickelt worden und die Akkus sind nicht sehr groß. Außerdem gibt es leider auch keine Loop-Aufnahmefunkion.

Eine mögliche Lösung wäre, die Akkus von Hand regelmäßig zu wechseln, oder die GoPro direkt an einer Powerbank zu betreiben. Wichtig dabei ist - das musste ich im Rahmen meines Experiments lernen: Das funktioniert nur, wenn in der GoPro kein Akku eingelegt ist. Wenn ein Akku eingelegt ist und die GoPro filmt mit angeschlossener Powerbank, dann wird erst der interne Akku leer gesaugt, anschließend geht die GoPro aus und erst dann wird der Akku wieder durch die Powerbank geladen. Ohne internen Akku wird die Powerbank hingegen direkt als Stromquelle genutzt. Gut zu wissen, auch wenn ich die Logik dahinter nicht genau verstehe.

Ein Zweites Problem war die Unzuverlässigkeit der GoPro. Die Kamera friert bei mir regelmäßig ein oder erzeugt korrupte Videofiles. Das ist für mich das größte Manko der Hero 9 (unabhängig vom Dashcam-Projekt) und ich hoffe wirklich, dass dies demnächst über Firmware-Updates geregelt wird. 

Normalerweise filme ich in 2,7k bei 60 fps. Ich filme im Grunde genommen nie mit 4k. Mein Rechner wäre durchaus in der Lage diese Daten zu schneiden und zu rendern, aber die Files sind mir einfach zu groß. Und qualitativ reicht mit 2,7k völlig.
Allerdings kommt es wie gesagt zu korrupten Videofiles. Ich habe daher für mein Experiment die Videoauflösung auf FullHD (60 fps) runterskaliert, in der Hoffnung, dass die Aufnahmen dann zuverlässiger auf die Speicherkarte geschrieben werden. Ich bilde mir ein, dass das funktioniert, denn seitdem hatte ich keinen Ausfall mehr.
Ich habe testweise die Auflösung auch noch mal auf 2,7k hochgestellt und hatte direkt auf der zweiten Fahrt wieder Probleme.

Die Einstellungen meiner GoPro in der Übersicht, wobei ich nur geänderte Einstellungen angebe. Alles was nicht angegeben ist kann also mit den Default Einstellungen übernommen werden.

  • Auflösung / FPS: 1080p 60fps
  • Objektiv: (mit MaxLensMod) Max Superview / (ohne MaxLensMod)Linear + Horizontausrichtung
  • Max HyperSmooth: Ein
  • Horizontsperre: Ein
  • Hindsight: 30sek

PROTUNE:

  • Bitrate: Standard
  • Bel-Korrektur: -0,5
  • Weißabgleich: Auto
  • ISO-Min: 100
  • ISO-Max: 400 oder 800
  • Farbe: GoPro
  • Schärfe: Mittel

Mir ist bewusst das eine Werte nicht ideal zum Filmen sind. Beispielsweise das GoPro Farbprofil. Da das Flat-Farbprofil deutlich mehr potential für die Nachbearbeitung bietet. Beim Einsatz als Dashcam möchte ich jedoch die Aufnahmen im Nachhinein so wenig wie möglich verändern müssen.

Insbesondere beim Einsatz als Dashcam ist die Zuverlässigkeit wichtiger als die Qualität.

Ein weiteres Problem war, dass ich mich entscheiden musste entweder die ganze Fahrt zu filmen oder aber in die Glaskugel zu schauen und vorab zu wissen ob was interessantes passieren könnte. Es gibt aber glücklicherweise zwei weitere Möglichkeiten. Zum einen das GoPro Feature Hindsight und zum anderen die etwas versteckte Loop-Funktion der GoPro. Die ganze Fahrt zu filmen erzeugt jedoch ernormen Müll an Daten oder sehr langweilige Videos.

Hindsight: Diese Funktion ist vergleichbar mit einer Loopfunktion. Dabei nimmt die Kamera permanent auf und merkt sich die letzten 15 oder 30 Sekunden (je nach Einstellung). Sobald ich den Auslöser drücke sind diese letzten 15/30 Sekunden also Bestandteil meiner Videodatei.
Praktisch ist dies, weil ich erst später, zum Beispiel wenn das Reh schon durchs Bild gelaufen ist oder ich bereits gestürzt bin, den Auslöser drücken kann und trotzdem das ganze Ereignis auf Video habe. Das ist meiner Meinung ein sehr nützliches Feature, weil man eben rückwirkend die Ereignisse sichern kann und viel Datenmüll vermeidet.

Es ist logisch, dass die Hindsight Funktion in der GoPro den Akkuverbrauch ankurbeln muss, immerhin nimmt die Kamera permanent auf. Nach meinen Erfahrungen hält die GoPro mit der Funktion bei FullHD etwa 1:30h bis 1:45h durch, je nach Einstellung. (Erfahrungswert: 12% Restkapazität nach 1:30h). Bei 2,7k war nach 1:40h Schluss.

Beispielerfahrungswert bei FullHD mit 60 fps:

1:29 Stunde Betrieb und 29% Restakku. (Hindsight 15sec)

Aber Achtung, nach vielen Wochen experimentieren bin ich der Meinung, dass Hindsight bei der GoPro absolut nicht ausgereift ist. Ich habe sehr viele VideoDateien verloren oder Situationen nicht erfassen können, weil HindSight genau in diesem Moment nicht funktioniert hat.

Nach weiterer Recherche habe ich dann den versteckten LoopModus der GoPro entdeckt. Bei diesem Wird eine Videoschleife von einigen Minuten aufgenommen, wobei die länge der Schleife einstellbar ist. Beispielhaft verwende ich 5 Minuten. Passiert nun etwas, dann kann die Aufnahme über den Auslöser gestoppt werden. Die vergangenen 5 Minuten sind gesichert.

Nach meiner Erfahrung ist die Zeitschleife zuverlässiger als Hindsight. Auch habe ich das Gefühlt, dass die Kamera nicht so schnell überhitzt.

Wo und Wie die GoPro am Fahrrad befestigen? 

Es gibt hochwertige Halterungen für das Fahrrad. Besser ist es jedoch in meinen Augen die GoPro mit einer Brusthalterung oder Rucksackhalterung direkt am Körper zu haben. Das ganze hat aus meiner Sicht drei Vorteile:

  1. Die nervigen Geräusche von der Straße, den Reifen etc. werden nicht so sehr über den Rahmen auf das Fahrrad übertragen.
  2. Wenn man mal kurz absteigen muss, dann muss man sich nicht sofort Sorgen um die GoPro machen.
  3. Ich muss nicht jedes Fahrrad mit einer ordentlichen GoPro-Halterung ausstatten.

Falcam F38 Backpack Mount

Falcam F38 Backpack Mount mit GoPro

Ich habe mich entschieden die GoPro an meinem Rucksack zu befestigen. Entschieden habe ich mich für den Falcam F38 Rucksackhalter für Kameras. Zusammen mit einem GoPro-1/4-Zoll Stativ Adapter ist die beste Lösung an einem Rucksack wegen dem guten Quick-Release-Mechanismus.
Der Adapter ist exzellent verarbeitet und das ein- und ausklicken der Kamera funktioniert hervorragend. Zusätzlich nutze ich das Falcam-System auch an meinen Stativen, so dass ich die GoPro bei Bedarf auch mal auf ein Stativ stellen kann.

Original GoPro Brustgurt

Alternativ, wenn ich keinen Rucksack benötige, dann nutze ich den Original GoPro Brustgurt. Dieser ist hochwertig und bietet den GoPro Quickrelease Adapter. Dieser ist nicht so schön wie die Ulanzi Falcam F38 Lösung, aber für kurze Strecken durchaus brauchbar. Der Vorteil am Brustgurt ist, dass die Kamera etwas zentraler hängt.

Günstige Action Cam Rucksack Halterung

Weiterhin habe ich eine günstige Halterung für den Rucksack mit Klett getestet. Das ist auch OK, aber die GoPro sitzt definitiv nicht so fest. Der Klett-Teil ist nicht so fest am Rucksack und lässt sich auch verschieben.

MaxLens Mod

Ich benutze zusätzlich noch den MaxLens Mod von GoPro. Dieser ist aus meiner Sicht NICHT zwingend notwendig, sondern nur ein nice-to-have. Man braucht sich mit dem Mod keine Sorgen mehr machen um die korrekte horizontale Ausrichtung der Kamera. 
Die Ausrichtung ist insbesondere am Rucksack manchmal schwierig, daher ist das Horizon-Leveling der GoPro insgesamt wirklich sinnvoll.

GoPro wetterfest laden

Wenn man die GoPro unterwegs laden will oder sogar via Powerbank mit Strom versorgen möchte, dann muss man den Akkufachdeckel öffnen. Das ist jedoch nicht immer eine gute Idee. Denn dann verliert die GoPro ihre Wetterfestigkeit. Von Wasserfestigkeit will ich dabei noch gar nicht nachdenken. 

Gute Nachrichten! Auch für dieses Problem gibt es eine gute Lösung. Es ist die GoPro Passthrough Door. Eine Ersatz-Akkufachklappe mit einer gummierten Öffnung für das USB-C Ladekabel. Eine Solche Ersatzklappe ist grundsätzlich nichts neues, aber GoPro gibt an, dass die Kamera mit dem original Zubehörteil weiterhin Wetterfest ist.

Achtung - es gibt selbstverständlich auch Akkufachdeckel mit einer USB-C Öffnung von Drittherstellern, aber diese sind in der Regel nicht Wetterfest. Man kann hier sicher DIY-mäßig etwas basteln, aber der geringe und faire Preis des Original-Teils war es dem Fall nicht Wert zu experimentieren.

GoPro - eine perfekte Fahrrad-Dashcam?

Ich kann hier zusammenfassend leider keine wirkliche Empfehlung aussprechen. Die GoPro Hero 9 Black ist nicht die perfekte Lösung. Dazu gibt es noch immer viel zu viele Probleme. Es kommt leider regelmäßig (!) zu korrupten Videofiles, oder zu Abstürzen der GoPro ("Freezes"). Manchmal kommt es sogar vor, dass Hindsight versagt und einfach nichts aufnimmt. Ich kann nur raten woran das liegt, aber ich vermute, dass der Prozessor der GoPro einfach hoffnungslos überfordert von den ganzen Features ist. 

Eine Alternative zu Hindsight konnte ich erst später entdecken. Der Loop Modus existiert in der GoPro, er ist nur sehr gut versteckt.

Die Ausfälle der GoPro sind nervig und aus meiner Sicht leider insgesamt zu oft um als zuverlässige Dashcam nutzbar zu sein. Ich bin daher im Endergebnis auch enttäuscht. 

Sicher ist es ganz nett, wenn man einige Fahrten oder auch nur einzelne Situationen dokumentieren kann. Aber eine Dashcam ist im Zweifel auch dazu da um im Falle eines Konflikts als Beweismittel zu unterstützen. Das ist jedoch nach meiner Meinung aktuell eher ein Glücksspiel, weil die Aufnahmen zu häufig fehlen oder kaputt sind.
Ich werde vorläufig trotzdem weiter mit der GoPro filmen und weiter mit den Einstellungen spielen.

Den Artikel werde ich in dem Fall aktualisieren.

Nutzt ihr ebenfalls eine GoPro als Dashcam auf dem Fahrrad? Vielleicht eine andere Kamera? Wie sind eure Erfahrungen? Schreibt es mir in die Kommentare.


30 August 2021

Tern Link N8 - Erfahrungen mit dem Faltrad nach 3 Jahren


Bisher gab es zu jedem meiner Fahrräder einen oder mehrere eigene Artikel. Nur zu meinem geliebten Tern nicht. Ich habe es in vielen Artikeln erwähnt, aber habe keinen eigenen geschrieben. Nach drei Jahren möchte ich mit diesem Blogpost auch mal ein Fazit unter das Tern Link N8 ziehen. Ich habe das Faltrad einst für das tägliche Pendeln erworben und habe es lange dafür genutzt. 


Tern Link

Seit den Corona-Maßnahmen nutze ich das Tern allerdings nicht mehr sehr oft, weil ich die meiste Zeit vom HomeOffice arbeite. Dennoch möchte ich klar sagen, dass das Tern in jeder Hinsicht ein gutes Fahrrad ist. Ich bevorzuge dennoch meine "großen" Fahrräder. Warum das so ist möchte ich in dem Artikel erklären.

Das Tern Link N8 gibt es (momentan) in Deutschland nicht. Von der Ausstattung, so wie ich es erworben habe kommt es nah an das Tern Link C8 ran, allerdings hat das N8 bereits den hochwertigen OCL Joint Verschluss am Rahmen zum Falten. Außerdem wiegt das Link N8 mit 12,2 Kilogramm fast anderthalb Kilo weniger. Das macht schon eine Menge aus.

Warum das Tern Link oder überhaupt Falträder

Faltrad mit Anhänger

Falträder - oft belächelt, aber dennoch ziemlich praktisch. Ich suchte ein Fahrrad zu einem Zweck. Für den Weg zur Arbeit. Das Faltrad sollte mein perfektes Pendlerfahrrad werden. Ich habe es etwa 2 Jahre im Alltag benutzt. Danach kam Corona und das Faltrad staubt im Keller vor sich hin. Ab und zu, wenn mein Fuji defekt ist, dann nutze ich das Tern noch immer im Alltag.

Das Tern Link ist leicht und es lässt sich einfach zusammenklappen. Im gefalteten Zustand lässt es sich auch recht ordentlich tragen, besser allerdings im normalen Zustand als Fahrrad.

Warum das Tern Link und kein anderes Faltrad? Der Markt ist mittlerweile recht groß, es gibt mit dem Birdy, dem Brompton und vielen Modellen von Dahon einiges an Auswahl, ich habe mich dennoch für das Tern Link N8 entschieden. Warum?
Ganz einfach: Es hat 549 Euro gekostet und damit war es viel günstiger als jedes Konkurrenzmodell (abgesehen von einigen Single-Speed Falträdern).
Mein Ziel war von Anfang - Ich wollte so günstig wie möglich unterwegs sein., allerdings bei einer möglichst guten Ausstattung und geringem Gewicht.

Bevor ich das Faltrad hatte benutzte ich mein Fuji Touring in der Bahn. Das war groß, schwer und klobig. Viele Bahnreisende oder Pendler waren genervt. Außerdem wollte ich mir die 13 Euro Monatskarte für das Fahrradticket sparen. Ich hatte mir dazu ausgerechnet nach wie vielen Monaten ich das Tern durch die Ersparnis der Monatskarte "drin hatte".

Fahren mit dem Tern

Wenn man so Falträder mal rumfahren sieht, dann denkt man immer, dass diese wohl eine ziemliche Kompromisslösung sein müssen. Man ist aufgrund der kleinen Räder super langsam und durch den kurzen Radstand und den kurzen bzw. nicht vorhandenen Vorbau ist das Fahrrad ziemlich wackelig.

Das stimmt nur bedingt. Wenn man mal drauf sitzt, dann wirkt das Tern Link N8 doch sehr agil und spritzig. Insbesondere im Stadtverkehr mach das Faltrad doch eine Menge Spaß. An einer Ampel ist man doch super schnell losgefahren. Das liegt an dem großen Kettenblatt, man hat 52 Zähne.

Hinten hat man eine Shimano Claris Schaltung mit einer 8 fach Kassette. Die Schaltung funktioniert sehr gut. Ich musste bisher nicht viel nachjustieren. Der Schalthebel ist hochwertig, es ist kein einfacher Drehgriffschalter wie bei vielen anderen Falträdern.

Problematisch ist, dass man mit dem Klickfix Lenkeradapter der am Steuerrohr - und damit ziemlich weit unten - montiert wird nur kleine Taschen nutzen kann, weil diese sind auf dem Vorderrad aufliegen. Die Auswahl an Gepäckträgertaschen ist auch ziemlich dünn, weil man nur besonders kleine nutzen kann. Bei einer herkömmlichen stößt man immer mit den Füßen beim kurbeln gegen die Tasche. Dadurch habe ich mir angewöhnt einen Rucksack zu nutzen. 

Das Tern in der Bahn

Tern Link N8 in der Bahn

Einer der Hauptgründe für den Kauf vom Tern Link war die kostenlose Mitnahme in der Bahn. Ein Faltrad in zusammengeklappten Zustand (!) darf in der Berliner S-Bahn und auch in Regionalzügen ohne extra Fahrradticket einfach mitgenommen werden.

Tern Link N8 in der S-Bahn

Das gilt übrigens auch für viele andere Verkehrsgesellschaften in Deutschland. Siehe dazu auch: Fahrradmitnahme in der Bahn

Probleme vom Tern

Das Tern ist ein vielseitiges Fahrrad, aber lange nicht perfekt. Ich hatte trotz der geringen Laufleistung einige Probleme. Vorab eine Warnung: Jedes meiner Fahrräder wird unabhängig vom Wetter und von der Jahreszeit benutzt, d.h. ich habe auch das Tern Link N8 bei Minus-Temperaturen und auch bei strömenden Regen gefahren. Dennoch habe ich auch das Tern - wie auch meine anderen Fahrräder  - entsprechend gepflegt. Ich habe es nicht vorsätzlich vergammeln lassen.

Knarzen der Sattelstütze

Nach etwa einem Jahr begann das Faltrad plötzlich zu knarzen. Ich habe Tage und Stunden mit der Fehlersuche verbracht. Knarzen am Fahrrad kann alles mögliche sein oder auch nichts. Am Ende stellte sich heraus, dass das Knarzen von der Sattelstütze kam. Diese Schwang beim Fahren regelrechtim Rahmen, also im Sattelrohr hin und her. Das obwohl ich den Schnellspanner schon ziemlich heftig angezogen habe. Wie habe ich das gelöst? Ein bisschen Carbon-Paste auf der Sattestütze hat hier geholfen und das Problem gelöst. 
Jedoch habe ich keine Erklärung, warum so ein Problem erst nach einer bestimmten Zeit auftritt.

V-Brake Halterung (Canti Sockel) an der Gabel gebrochen

defekter Canti-Sockel (gebrochen)

Bereits nach ca. 9 Monaten ist mir in einem recht kalten Januar ein Arm der V-Brake an der Gabel ziemlich festgegammelt. Ich wollte daraufhin diese V-Brake austauschen. Die Demontage war kein Problem, aber bei der neuen V-Brake hatte ich plötzlich den Canti-Sockel in der Hand. Diese ist regelrecht abgerissen. Zur Info: Ich habe die neue V-Brake mit einem Drehmomentschlüssel angeschraubt, ich habe nicht zu fest angezogen. Außerdem war das nicht das erste mal, dass ich eine V-Brake anbaue.
Ich musste die Gabel komplett tauschen. Dazu musste für ca. 75 Euro eine neue Gabel bei Tern bestellt werden.

Pedalen sehr schnell rostig

Die vormontierten Faltpedale waren bereits nach kurzer Zeit Rost angesetzt. Da ich die Pedale ohnehin niemals gefaltet habe wurden diese von mir gegen leichte Plattform-Pedale getauscht. Nebenbei bemerkt ist das Tern mein einziges Fahrrad ohne Klickpedale.

V-Brakes bei der Laufradgröße nicht ideal

Das ist aus meiner Sicht ein Problem von vielen Falt- und Kompakträdern. Durch die kleinen Laufräder werden die Felgen bei Felgenbremsen sehr schnell verschlissen. Wenn ich mir nochmal ein Faltrad kaufen würde, dann würde ich vermutlich zwingend eins mit Scheibenbremsen erwerben.

Exotische Einbaubreite der Gabel

Die Einbaubreite von 74mm beim Vorderrad ist ziemlich exotisch. Dadurch ist kein leichter Wechsel oder Upgrade vom Vorderrad möglich. Warum sollte man das Laufrad upgraden oder austauschen wollen? Zum Beispiel, wenn man einen Nabendynamo nachrüsten möchte!

Spanngurt in der Kassette


Zugegeben, dass war kein Problem an dem Tern schuld hätte. Ich möchte es dennoch kurz erwähnen. In jedem Fall ist mir bei einer Radtour mit dem Faltrad, beim Überfahren einer leichten Unebenheit auf dem Radweg, ein Gummi-Spann bzw. Gepäckgurt in die Kassette gefallen ist. Das ganze ging so schnell, dass ich praktisch nicht reagieren konnte. Der Gurt ist innerhalb weniger Augenblicke mehrfach gerissen und hat sich komplett innerhalb der Kassette um den Freilauf gewickelt. Es war spannend das Faltrad nach diesem Erlebnis in einem Stück nach Hause zu bekommen. Den Fehler zu beheben habe ich im folgenden Video dokumentiert.

Fazit

Das Tern Link N8 ist ein kompaktes agiles Fahrrad und super vielseitig. In der Großstadt, kombiniert mit öffentlichen Verkehrsmitteln, kann es das perfekte Pendlerrad sein. Insbesondere habe ich viel für mein Geld bekommen. Das Fahrrad hat vor 2018 nur 549 Euro gekostet ist aus meiner Sicht ein absolutes Schnäppchen geworden. Das Tern fährt sich gut und ich fühle mich sehr wohl. Allerdings darf man auch nicht übersehen, dass das Tern nicht perfekt ist. Ich hatte einige Defekte und generell gibt es einige Bauartbedingte Unterschiede.